Zukunftsausblick – Nachhaltigkeitsanforderungen an Möbel im 21. Jahrhundert

Welche Nachhaltigkeitsanforderungen werden in Zukunft an Möbel und Inneneinrichtung gestellt? Und wann werden Kundinnen und Kunden aufhören, ausschließlich nach der rationalen Wirtschaftstheorie zu handeln? Diese Fragen sind für uns von großer Bedeutung – ebenso wie für Innenarchitektinnen und Innenarchitekten, Händler und Hersteller. Götessons hat sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt und folgende Aspekte als zentrale Entscheidungsfaktoren der Zukunft identifiziert. Viel Freude beim Lesen!

Welche Nachhaltigkeitsanforderungen werden Endkundinnen und Endkunden künftig an Möbel stellen?

KREISLAUFFÄHIGE MÖBELSTRÖME. Dieses Thema wurde von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie als zentrales Nachhaltigkeitsfeld hervorgehoben. Die Anforderungen und das Interesse an Wiederverwendung steigen auf dem Markt, jedoch sind die Kundinnen und Kunden unterschiedlich weit darin, diesen Aspekt bei ihren Kaufentscheidungen zu priorisieren. In Schweden gibt es zudem geografische Unterschiede in der Nachfrage nach kreislauffähigen Lösungen. Zirkularität ist ein wichtiges, aber komplexes Thema, bei dem viele Akteure beteiligt sind. Es ist wahrscheinlich, dass der Wiederverwendungswert und die Zahlungsbereitschaft für gebrauchte Möbel in Zukunft weiter steigen werden.

Möbel mit kurzer Lebensdauer, die frühzeitig entsorgt werden, stellen eine große Umweltbelastung dar. Deshalb sind kreisförmige Möbelströme ein entscheidendes Werkzeug, um nachhaltiger zu wirtschaften.

MATERIALIEN. Es gibt einen zunehmenden Fokus auf den Inhalt und die Herkunft der Rohstoffe sowie den verstärkten Einsatz von recyceltem Material. Dieses Thema ist eng mit der Zirkularität verknüpft. Es wird als selbstverständlich angesehen, dass Möbel keine schädlichen oder unnötigen Stoffe enthalten – dazu gehören Chemikalien, Formaldehyd, Flammschutzmittel und bestimmte Oberflächenbehandlungen. Lieferanten werden zunehmend dazu verpflichtet, detaillierte Kenntnisse über die Inhaltsstoffe ihrer Produkte zu haben.

Auch die Herkunft der Materialien und materialbezogene Zertifizierungen wie FSC und OEKO-TEX spielen eine immer größere Rolle. Es gibt zudem vermehrt Anfragen zu wiederverwendeten Materialien als Bestandteil neuer Möbel. Um die Wahl nachhaltiger Produkte zu fördern, ist es wichtig, eine Geschichte und Identität für das verwendete Material zu schaffen – zum Beispiel, wenn es aus Abfallstoffen oder anderen Restmaterialien besteht.

Geschlossene Materialkreisläufe sind entscheidend, um die Ressourcen unseres Planeten nicht weiter auszubeuten. Sie sind ein integraler Bestandteil kreislauffähiger Möbelströme und stehen im Gegensatz zur Neuproduktion. Industrielle Symbiosen, Kooperationen und neue Messgrößen sind wichtige Instrumente, um in diesem Bereich weiter voranzukommen.

ZERTIFIZIERUNGEN. Zertifizierte Möbel schaffen Glaubwürdigkeit und erleichtern es Kundinnen und Kunden, sich für nachhaltige Produkte zu entscheiden. Die wichtigsten Drittanbieter-Zertifizierungen für den schwedischen Markt sind Möbelfakta und das Nordic Swan Ecolabel (Svanen).

Indem Hersteller ihre Bestseller zertifizieren lassen, können sie klar und deutlich zeigen, dass sie es mit ihrem Engagement für Nachhaltigkeit ernst meinen.

RÜCKVERFOLGBARKEIT. Rückverfolgbarkeit erhöht die Glaubwürdigkeit und Vergleichbarkeit, erfordert jedoch eine einheitliche Branchenstandards, damit die bereitgestellten Informationen optimal genutzt werden können.

Die Nachverfolgbarkeit von Materialien wird in Zukunft eine zentrale Rolle spielen und ist ein wichtiger Bestandteil kreislauffähiger Möbelströme. Sie kann Informationen zur Transparenz von Materialquellen, Produktionsprozessen und Produktionsstandorten liefern und Möbeln eine nachvollziehbare Geschichte geben. Zudem kann sie die öffentliche Beschaffung gebrauchter Möbel erleichtern, da klar ersichtlich ist, welche Inhaltsstoffe ein Produkt enthält und ob es die geforderten Umweltstandards erfüllt.

SOZIALE VERANTWORTUNG. Die Anforderungen zur Sicherstellung guter sozialer Bedingungen in der Lieferkette nehmen stetig zu. Besonders bei Produktionsketten in Hochrisikoländern werden detaillierte Analysen, Risikobewertungen und regelmäßige Kontrollen von Unterlieferanten als besonders wichtig angesehen. Verschärfte Vorschriften zur sozialen Nachhaltigkeit werden in Zukunft voraussichtlich häufiger zu verbindlichen Anforderungen, während viele der heutigen Richtlinien noch freiwillig sind.

Auch das Thema Mitarbeiterwohlbefinden und die Gestaltung gesunder, nachhaltiger Arbeitsplätze rückt stärker in den Fokus. Als Lieferant ist es entscheidend, Möbel zu entwerfen, die eine gesunde Arbeitsumgebung unterstützen.

KLIMAAUSWIRKUNG. Die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks bleibt eine zentrale Herausforderung und wird insbesondere mit Materialauswahl, Kreislaufwirtschaft und Rückverfolgbarkeit in Verbindung gebracht. Es wird immer wichtiger, die Klimawirkung von Produkten auf einer faktenbasierten und vergleichbaren Grundlage transparent zu machen. Besonders EPDs (Environmental Product Declarations) und ähnliche Umweltbilanzen wurden von den Nachhaltigkeitsverantwortlichen in der Studie als zentrale Instrumente hervorgehoben.

GEDANKEN ZUR ZUKUNFT. Das Interesse an Nachhaltigkeit wächst in der Möbelbranche – derzeit jedoch vor allem bei großen Unternehmen und öffentlichen Auftraggebern. Über die Geschwindigkeit dieser Entwicklung gibt es unterschiedliche Meinungen. Viele gehen davon aus, dass der Preis in den nächsten Jahren weiterhin das wichtigste Entscheidungskriterium bleibt, während Nachhaltigkeitsaspekte erst nach und nach an Bedeutung gewinnen. Allerdings könnte sich der Markt innerhalb der nächsten fünf Jahre spürbar verändern, wenn das Interesse an nachhaltigen Lösungen weiter zunimmt. Wann genau der Wendepunkt kommt, an dem Nachhaltigkeit den Preis als Hauptentscheidungskriterium überholt, bleibt schwer vorherzusagen. Glaubwürdige, transparente und faktenbasierte Kommunikation wird in Zukunft als besonders wichtig angesehen.

Obwohl es unterschiedliche Einschätzungen zur Geschwindigkeit des Wandels gibt, besteht Konsens darüber, dass Nachhaltigkeit ein immer zentraleres Thema wird. Unternehmen, die heute nicht handeln, riskieren, morgen von den Kundinnen und Kunden nicht mehr gewählt zu werden. Gleichzeitig trägt die steigende Transparenz in der Branche dazu bei, dass die Nachhaltigkeitsbemühungen verschiedener Anbieter leichter vergleichbar werden. Bis zu dem Wendepunkt, auf den viele Nachhaltigkeitsbefürworter warten, bleibt es entscheidend, praxisnahe und funktionierende nachhaltige Lösungen zu finden – Lösungen, die sich langfristig bewähren, bis neue Nachhaltigkeitsstandards zur Norm werden.

Um mit Nachhaltigkeitsthemen zu arbeiten, die relevant sind und tatsächlich einen Unterschied machen, und um Ressourcen gezielt für Maßnahmen mit hoher Wirkung einzusetzen, hat Götessons eine Stakeholder-Analyse auf Kundenseite für den schwedischen Markt initiiert und durchgeführt. Die Untersuchung hatte das Hauptziel, sowohl die zukünftigen Anforderungen und Erwartungen der Kundinnen und Kunden in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte in der Möbelbranche als auch die Hindernisse für nachhaltiges Kaufverhalten bei Endkunden zu identifizieren. Rund 30 Interviews wurden mit Möbelhändlern, Einkäufern aus dem öffentlichen Sektor, Innenarchitekten sowie Nachhaltigkeitsverantwortlichen von Architekturbüros und Möbelhändlern geführt. Die Untersuchung wurde im Frühjahr 2021 durchgeführt.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema? Kontaktieren Sie Mia Marecek unter mia.marecek@gotessons.se.

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